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Viele deutsche Großunternehmen sehen EU-Lieferkettengesetze als Chance

Die vom JARO Institut in Auftrag gegebene und von YouGov durchgeführte Umfrage zeigt, dass viele deutsche Unternehmen die Regularien im Bereich Due Diligence nicht als Belastung, sondern vielmehr als Chance sehen: Dominierende Argumente sind die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, die Förderung von Investitionen in EU-Lieferketten sowie die Festigung künftiger Investitionsentscheidungen. Der Umfrage zufolge sehen viele Unternehmen in den Sorgfaltspflichten einen Wettbewerbsvorteil für Lieferanten aus der EU.

Fast drei von fünf (57 Prozent*) Großunternehmen geben an, dass sie aufgrund der gesetzlichen Sorgfaltspflichten Lieferanten aus dem Europäischen Wirtschaftsraum präferieren, da die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards sich hier leichter überprüfen lasse. Diese Dynamik könnte dazu beitragen, das Wachstum innerhalb der angeschlagenen EU-Wirtschaft ankurbeln.

Wettbewerbsvorteil der EU gegenüber USA

44 Prozent* der befragten Unternehmen glauben, dass die CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive ) der EU langfristig einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den USA oder China verschafft; weniger als ein Drittel der befragten Instanzen (31 Prozent*) ist anderer Meinung. 50 Prozent* geben an, die bestehenden nationalen Vorschriften seien jetzt schon von Vorteil: Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) verschaffe deutschen Unternehmen einen Vorsprung gegenüber EU-Wettbewerbern in ihrer Anpassung an den neuen EU-Rahmen. Unter den befragten Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten sind sogar 54 Prozent dieser Ansicht.

Das Feedback der Unternehmen spiegelt auch die Frustration über die ungewisse Zukunft der EU-Direktive wider: Mehr als die Hälfte (51 Prozent*) der Unternehmen stimmt zu, dass die jüngste Entscheidung der EU, die Richtlinie zu überarbeiten, die Planung erschwere. Zwölf Prozent* der Befragten sind an dieser Stelle anderer Meinung. Fast die Hälfte (48 Prozent)* gibt an, aufgrund dieser Ungewissheit Investitionsentscheidungen aufzuschieben — bei größeren Unternehmen sind es 53 Prozent*.

Die Studienergebnisse lassen darauf schließen, dass die meisten deutschen Entscheider*innen strengere Sorgfaltspflichten nicht als Ursache für die wirtschaftliche Misere Deutschlands sehen. So nannten nur acht Prozent der Befragten die Verringerung von Due Diligence als oberste Priorität, um das Wirtschaftswachstum effektiv anzukurbeln. Andere Faktoren wurden hingegen häufiger genannt und deutlicher priorisiert: In der Umfrage bezogen sich 35 Prozent auf eine Bekämpfung gestiegener Energiepreise, 27 Prozent auf eine Beschleunigung von Planungsprozessen und 23 Prozent auf eine verbesserte und beschleunigte Digitalisierung.

„Diese Umfrage stellt das vorherrschende Narrativ infrage, dass die Sorgfaltspflichtgesetze eine Belastung für die deutsche Wirtschaft darstellen. Tatsächlich sehen viele Unternehmen diese als Chance für Wettbewerbsstärke, Investitionen und sogar als Treiber für bessere Geschäftspraktiken. Das Signal aus der Unternehmenswelt ist eindeutig: Rechtssicherheit, Harmonisierung und robuste Standards sind keine Hindernisse für deutsches Wirtschaftswachstum, sondern ermöglichen zukunftssichere Lieferketten und langfristigen Wohlstand“, sagt Yvonne Jamal, Gründerin und Vorstandsvorsitzende des Berliner JARO Instituts für Nachhaltigkeit und Digitalisierung e.V., und Auftraggeberin der Studie.

Harmonisierung der Sorgfaltspflichten unter den EU-Mitgliedstaaten

Die Angleichung der Rechtsvorschriften in der EU wird von vielen als Schritt in die richtige Richtung gesehen: 56 Prozent* der deutschen Unternehmen unterstützen die Harmonisierung der Sorgfaltspflichten unter den Mitgliedstaaten. 20 Prozent* der Befragten lehnt dieses Vorhaben ab. Das EU-Omnibuspaket schlägt vor, den Umfang von Due-Diligence-Vorgaben innerhalb von Lieferketten auf direkte Zulieferer zu begrenzen. Dieser Anpassung steht die deutsche Wirtschaft laut Studie skeptisch gegenüber: 64 Prozent der befragten Großunternehmen sind überzeugt, dass erhöhte Risiken vor allem jenseits direkter Geschäftspartnerschaften bestehen und gerade Menschenrechts- und Umweltrisiken erst in den tieferen Schichten von Lieferketten auftreten. So vertritt fast die Hälfte aller befragten Unternehmen (46 Prozent*) die Position, ein Abweichen vom risikobasierten Ansatz der OECD käme einem erhöhten Aufwand für ihre Organisationen gleich. Nur zwölf Prozent stimmen hier nicht zu.

Entscheidend sei zudem, dass die Umfrage auch einen kulturellen Wandel in der Art und Weise widerspiegelt, wie deutsche Unternehmen an Menschenrechts- und Umweltfragen herangehen, so das Studienergebnis: Ganze 69 Prozent** stufen die Einhaltung von Standards im Bereich Due Diligence als wichtig ein. Darüber hinaus gaben 54 Prozent** der Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten an, die Bedeutung dieser Standards habe seit Inkrafttreten des LkSG an Bedeutung gewonnen. So haben immerhin 41 Prozent* aufgrund bestehender oder geplanter Vorschriften bereits in den Schutz von Umwelt und Menschenrechten investiert.

* Der Prozent-Wert ist ein aggregierter Wert aus zwei Skalenpunkten (z. B. „Stimme völlig zu“ und „Stimme etwas zu“).
** Der Prozent-Wert ist ein aggregierter Wert aus 5 von 10 Skalenpunkten.

Die Daten in dieser Mitteilung basieren auf Interviews, die online von YouGov im Auftrag des JARO Instituts durchgeführt wurden. Insgesamt wurden zwischen dem 15. und 28. April 2025 1350 Unternehmensentscheider*innen in Deutschland befragt. Die Stichprobe wurde nach Unternehmensgröße gewichtet, um den repräsentativen Charakter der Studie in der deutschen Unternehmenslandschaft zu gewährleisten.

www.jaro-institut.de

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