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Fast alle Kindertattoos enthalten bedenkliche Stoffe

Trägt ein Kind ein buntes Klebetattoo, wollen plötzlich alle eins. Dabei kommt ein Bildchen selten allein. Einhörner, Dinos, Schmetterlinge und Bagger möchten – am liebsten täglich wechselnd – zur Schau getragen werden. Bei solch intensivem und andauernden Hautkontakt wollen Eltern zu Recht wissen, was da eigentlich auf der Haut ihres Nachwuchses klebt.

Bei Ökotest hat man das zum Anlass genommen, 15 Kindertattoo-Marken genauer anzusehen. Die Analyse in verschiedenen Laboren lieferte enttäuschende Ergebnisse: der überwiegende Teil der Kindertattoos fiel durch. Zwei Anbieter nahmen ihre Produkte daraufhin sogar aus dem Verkauf. Mit Bestnote schnitten nur zwei Produkte ab. Für einen davon hat der Anbieter allerdings eine Umstellung angekündigt – auf die Zusammensetzung vieler Testverlierer.

Teils krebserregende Stoffe gefunden

Laboranalysen haben in den Kindertattoos im Test – teils vereinzelt – die nachfolgenden problematischen Inhaltsstoffe nachgewiesen.

Benzol ist als krebserregend eingestuft. In Kosmetikprodukten ist die Substanz generell verboten. Der gemessene Gehalt überschreitet zudem den Grenzwert der europäischen Chemikalienverordnung (REACH) für Spielzeug.

Naphthalin ist als vermutlich krebserregend gelistet.

Vinylacetat steht im Verdacht, Krebs zu verursachen.

Antimon: Das toxische Spurenelement kann Haut und Schleimhäute reizen. Das betroffene Produkt überschreitet den vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) festgelegten Gehalt.

Talkum: Nach einer Neubewertung hat die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) es im vergangenen Jahr als „wahrscheinlich krebserregend für Menschen“ eingestuft. Auch der Ausschuss für Risikobeurteilung der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) hat kürzlich vorgeschlagen, Talkum als CMR-Stoff der Kategorie 1B („wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“) einzustufen, was ein Verbot dieses Stoffs in Kosmetika nach sich ziehen würde. Die europäischen Behörden werden voraussichtlich Ende 2025 über die Neueinordnung von Talkum als krebserregenden Gefahrstoff abstimmen. Seitens Ökotest wird Talkum deshalb aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes abgewertet.

Weitere problematische Inhaltsstoffe

Im Labor stieß man zudem auf weitere problematische Substanzen, wie das Antioxidationsmittel BHT (Butylhydroxytoluol), das im Verdacht steht, wie ein Umwelthormon zu wirken. Darüber hinaus wurden das Polymer Polytetrafluorethylen (PTFE), auch bekannt als Teflon, und das Gelbpigment CI 11710 aus der Gruppe der Azofarbstoffe gefunden. Beide Verbindungen gehören zu den halogenorganischen Verbindungen, von denen viele als allergieauslösend gelten und sich fast alle in der Umwelt anreichern. Seitens Ökotest wird auch der Einsatz von PEG-Verbindungen kritisiert. Einige Vertreter dieser Stoffgruppe können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. Es sei nicht auszuschließen, so die Tester, dass sie bei längerem Hautkontakt den Eintrag von Schadstoffen begünstigen.

Fehlende Angaben und kein recyceltes Plastik

Mängel sieht man seitens Ökotest auch in den Deklarationen mancher Kindertattoos. Nicht immer gibt es Inhaltsstoffangaben, auch das CE-Zeichen fehlt teilweise. Dieses ist für in der EU gehandeltes Spielzeug allerdings vorgeschrieben, um die Einhaltung europäischer Standards zu kennzeichnen. Darüber hinaus gab es Punktabzüge, wenn keine Packungsinformationen auf Deutsch zu finden waren, obwohl das getestete Produkt auf dem deutschen Markt angeboten wird, und wenn keine Herstelleradresse abgedruckt war.

Außerdem ärgerlich: Recyceltes Plastik suchten die Tester im Kunststoffanteil der Verpackungen und in den Schutzfolien der Tattoobögen vergeblich. Man halte es aber für wichtig, heißt es bei Ökotest, dass Hersteller Recyclingmaterial aus dem Wertstoffkreislauf, sogenanntes Post-Consumer-Rezyklat (PCR), einsetzen. Denn so lasse sich Plastikmüll reduzieren.

www.oekotest.de

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