Für Unternehmen, die Cloud-Dienste nutzen oder dies in Betracht ziehen, spielt ein vertrauenswürdiges Herkunftsland bei der Auswahl eine Rolle. Für 67 Prozent ist es sogar eine zwingende Voraussetzung, 2024 war das nur für 58 Prozent der Fall. Dabei würden alle einen Anbieter aus Deutschland bevorzugen, dahinter folgt mit 61 Prozent ein Anbieter aus der EU. Die USA liege mit sechs Prozent gleichauf mit Großbritannien auf Platz sechs, noch hinter den europäischen Nicht-EU-Staaten (14 Prozent), Japan (zwölf Prozent) und Indien (acht Prozent). „Die Cloud ist für die deutsche Wirtschaft unverzichtbar. Angesichts der geopolitischen Veränderungen ist der Cloud-Standort Deutschland in den Fokus gerückt“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. „Deutschland muss sich aus einseitigen Abhängigkeiten lösen, auch bei digitaler Infrastruktur. Das wird eine zentrale Aufgabe der neuen Bundesregierung sein.“
Ein Cloud-Dienst, der ausschließlich in Deutschland betrieben wird und vor ausländischem Zugriff schützt, muss international konkurrenzfähig sein. Nur zwölf Prozent der Unternehmen würden ein solches Angebot nutzen, wenn sie dafür auf neue Funktionen länger warten müssen. Acht Prozent würden Funktionseinbußen akzeptieren, sieben Prozent höhere Kosten tragen, sechs Prozent Abstriche bei Bedienbarkeit und Service hinnehmen. Doch 65 Prozent würden keinerlei Nachteile in Kauf nehmen. „Internationale wettbewerbsfähige Unternehmen brauchen eine international wettbewerbsfähige IT“, sagt Wintergerst. „Eine deutsche Cloud muss genauso gut und genauso günstig sein wie internationale Angebote. Ist sie das nicht, bleibt sie ein Nischenprodukt.“
Aktuell nutzen 90 Prozent der Unternehmen Cloud-Anwendungen, weitere 10 Prozent planen dies oder diskutieren darüber. Keines der Unternehmen sieht Cloud aktuell als unwichtiges Thema, das waren im letzten Jahr noch 5 Prozent. Private-Cloud-Lösungen dominieren mit 74 Prozent gegenüber 59 Prozent für Public-Cloud-Angebote. Dabei nutzen 29 Prozent Hybrid-Clouds und 41 Prozent setzen auf Multi-Cloud-Strategien. Der gesamte Anteil cloudbasierter IT-Anwendungen ist auf 47 Prozent gestiegen und soll in fünf Jahren 58 Prozent erreichen. Unternehmen, die mehr als die Hälfte ihrer IT aus der Cloud beziehen, soll sich bis dahin fast, von 34 auf 63 Prozent, verdoppeln. „Die Unternehmen verlagern nicht alle IT-Anwendungen in die Cloud, aber künftig wird kein Unternehmen mehr ohne Cloud auskommen“, so Wintergerst. Dabei sagen 60 Prozent der Unternehmen, dass sie sich zur Cloud-Nutzung gezwungen fühlen, da viele Anwendungen nur noch cloudbasiert verfügbar sind. Demzufolge planen 46 Prozent steigende Cloud-Investitionen und 14 Prozent stark zunehmende Investitionen.
Der Anteil der Unternehmen, die KI-Dienste aus der Cloud nutzen, liegt aktuell bei 26 Prozent, geplant ist es diesen Wert in fünf Jahren auf 51 Prozent zu steigen. „Wer leistungsstarke KI nutzen will, kommt an der Cloud kaum vorbei“, sagt Wintergerst.
Zulegen wird auch die Cloud-Nutzung in Bereichen wie CRM (von 38 auf 57 Prozent), Webkonferenzen (50 auf 65 Prozent), Softwareentwicklung (31 auf 45 Prozent), Sicherheitssoftware (56 auf 70 Prozent) und Datenbanken (62 auf 75 Prozent).
Aktuell werden vor allem Personal- und Finanzlösungen (77 Prozent), Office-Software (77 Prozent), E-Mail und Dateispeicher (je 76 Prozent) cloudbasiert betrieben. Der Zugang zu Rechenleistung interessiert künftig 68 Prozent (aktuell 62 Prozent). Rückläufig ist das Interesse an IoT-Diensten (minus zwei Prozentpunkte), ERP (minus sieben) und Kollaborationstools (minus 8) aus der Cloud.
Die Cloud wird primär genutzt, um interne Prozesse zu digitalisieren (68 Prozent, 2023: 45 Prozent). Auch der Zugang zu KI und IoT gewinnt an bei der Cloud-Nutzung immer mehr an Bedeutung (50 Prozent, 2023: 37 Prozent). „Cloud-Computing ist der Digitalisierungs-Treiber Nummer eins“, sagt Wintergerst.
Weiterhin geht es bei der Cloud-Nutzung um die Erhöhung der IT-Sicherheit (60 Prozent), die Umstellung auf Plattformen und Software-as-a-Service (56 Prozent), die Reduzierung von Kosten (55 Prozent), die Kooperation mit Dritten (53 Prozent), die Reduzierung von CO₂-Emissionen (50 Prozent) sowie die Entwicklung innovativer Produkte oder Dienste (43 Prozent). 36 Prozent nutzen die Cloud, um Engpässe bei der Anschaffung eigener Geräte zu vermeiden.
Erstmals rücken bei der Hälfte der Unternehmen Cloud-Lösungen ins Zentrum der IT-Strategie. 19 Prozent verfolgen einen „Cloud-only“-Ansatz, bei dem Cloud Computing für alle Anwendungen und Systeme genutzt wird und bestehende Lösungen in die Cloud überführt werden. 31 Prozent „Cloud first“, also bevorzugt Cloud-Lösungen bei neuen Projekten und ziehen bestehende Anwendungen bei Bedarf in die Cloud um. Und zuletzt nutzen 31 Prozent „Cloud too“-Strategie, ergänzen also bestehende IT-Lösungen um Cloud-Anwendungen. Dabei fühlen sich 53 Prozent den Anbietern ausgeliefert, insbesondere bei Preisen und Verträgen. 51 Prozent erwarten dabei steigende Betriebskosten.
Bei der Wahl des Cloud-Anbieters sind IT-Sicherheit, Datenschutz, Compliance sowie Leistungsfähigkeit (je 99 Prozent) und Datenverschlüsselung (96 Prozent) ausschlaggebend. Erst danach folgen Interoperabilität (69 Prozent), Nachhaltigkeit und Anbieterherkunft (je 67 Prozent) sowie Rechenzentrumsstandorte in der EU (64 Prozent). „Sicherheit ist das Top-Thema bei der Cloud-Auswahl, und zwar Sicherheit vor Angriffen, Datenverlust und Datenschutzverstößen, aber auch Sicherheit vor Betriebsausfällen“, sagt Wintergerst.
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