Die Welt steht vor der Aufgabe, drastisch Emissionen zu reduzieren, um schwerwiegende und irreversible Folgen der Erderwärmung abzuwenden. Ohne eine nachhaltige und klimagerechte Wirtschaftslandschaft sind die gesetzten Ziele nicht erfüllbar. Auch der Einzelhandel muss also Treibhausgase einsparen. Bestenfalls wird er klimaneutral. Welche Schritte dazugehören und wie diese in Einzelhandelsunternehmen umgesetzt werden können, erklärt der neue Leitfaden „Wie werden wir klimaneutral?“. Die HDE-Klimaschutzoffensive möchte anhand des Leitfadens Informationen und Prozesse rund um die Klimaneutralität verständlicher machen und den Unternehmen bei der Umsetzung helfen. Deren Motivation dafür ist vielfältig: Neben dem Klimaschutz spielen auch Wettbewerbsdruck, geänderte Kundenerwartungen, hohe Energiepreise und sich ändernde rechtliche Grundlagen eine Rolle. Ein weiterer wichtiger Beweggrund ist das Unternehmensimage. Im B2B-Bereich gewinnen klimarelevante Kriterien an Bedeutung bei der Auftragsvergabe. Im Bereich B2C kann eine Vorreiterposition Absatzzahlen und damit Marktanteile positiv beeinflussen. Klimaneutralität bedeutet jedoch nicht, dass im Wertschöpfungsprozess des Unternehmens keine Emissionen mehr entstehen. Vielmehr ist mit Klimaneutralität gemeint, dass der negative Einfluss durch unternehmenseigene Geschäftstätigkeiten auf das Klima ausgeglichen wird. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es noch kein Unternehmen, das völlig ohne THG-Emissionen auskommt. Deshalb können nicht vermeidbare Emissionen, die an einem Ort entstehen, durch Klimaschutzprojekte an einem anderen Ort wieder ausgeglichen werden. Neutralitätsziele, in jüngster Vergangenheit häufig von großen Firmen veröffentlicht, ermöglichen es Unternehmen, ihre Klimaschutzbemühungen nach außen zu tragen, wobei in der Kommunikation deutlich werden sollte, zu welchen Klimazielen und Maßnahmen man sich konkret verpflichtet. Um den unternehmenseigenen Klimaschutz wirksam zu managen, können sich Einzelhandelsunternehmen fünf aufeinander aufbauender Phasen bedienen: Stufe 1 Bestandsaufnahme: Im ersten Schritt definiert das Einzelhandelsunternehmen Motivation, Ziele, Prioritäten und Anforderungen. Stufe 2 THG-Bilanz: In Stufe 2 werden Aktivitätsdaten mithilfe von Emissionsfaktoren in CO2-Äquivalente umgerechnet und die Treibhausgas-Bilanz erstellt. Stufe 3 Klimastrategie: Im diesem Schritt erfolgen die Definition von Klimazielen und die Ausarbeitung von Maßnahmen zur Vermeidung und Reduktion von THG-Emissionen. Stufe 4 Integration in die Unternehmensprozesse: Die strategische und langfristige Integration eines Klimaschutzmanagements in die Unternehmensprozesse erfolgt, wobei der Fokus hier auf der Verankerung der Klimaschutzstrategie im Einzelhandelsunternehmen liegt. Stufe 5 Verifizieren und kommunizieren: In der letzten Stufe kann die THG-Bilanz durch einen unabhängigen Prüfer verifiziert werden und eine (freiwillige) externe Kommunikation von Bilanz, Klimazielen, Maßnahmen und dem aktuellen Zielerreichungsgrad vorgenommen werden.
Besonders am Anfang des Prozesses kann es für Einzelhändler schwer sein, Orientierung zu finden. Vor allem kleine und mittelständische Betriebe haben oft nicht die Ressourcen, um sich mit der Vielzahl neuer Fragestellungen zu beschäftigen. Zahlreiche Dienstleister bieten deshalb ihre fachkundige Unterstützung in einzelnen Stufen oder auch als „Rundum-Sorglos-Paket“ an.