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Besser arbeiten, effizienter planen

Der Interstuhl-Auftritt auf der Orgatec war das Ergebnis monatelanger Vorbereitung: „Das war eine Riesenanstrengung, wir haben versucht, die Zukunft abzubilden. Das ist ja schließlich das, was man als Besucher auf Messen sehen will“, sagt Helmut Link im Rückblick, „so wie Automobilhersteller ihre Concept Cars präsentieren, haben wir unsere Visionen auf die Messebühne gebracht.“ Bereits im Vorfeld hatte er mögliche Anwendungsszenarien von Virtual Reality (VR) mit den Experten des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO diskutiert. „Mir wurde dabei schnell klar: Wir sind bei Interstuhl auf dem richtigen Weg.“

Profitieren konnte der Büroeinrichtungshersteller von der technischen Entwicklung – Produkte wie etwa die Headsets Apple „Vision Pro“ und Meta „Quest 3“ eröffneten für den Hersteller neue Möglichkeiten. „Die Wirkung, wenn man Kunden ihre Raumplanung in VR präsentiert, ist enorm“, schildert Link, „die räumliche Vorstellungskraft steigt auf ein neues Niveau. Planungsprozesse werden deutlich effizienter, weil sich viele Fehler einfach vermeiden lassen“, so der Geschäftsführer weiter.

Der Einsatz digitaler Raummodelle sei in der Praxis heute schon greifbar – Interstuhl setze entsprechende Technologien inzwischen bei rund 20 bis 30 Prozent aller Planungen ein. Auch im Büroeinrichtungshandel wird die neue Technologie zunehmend genutzt: „Der Schritt von der klassischen Planung zum Einsatz von 3D-Brillen ist kleiner als gedacht – und bringt einen echten Mehrwert für die Kundenerfahrung.“ VR sei einfach ein zusätzliches Tool, das Planungen auf ein neues Niveau hebe.

Was heute noch als Innovation gilt, dürfte seiner Einschätzung nach schon bald zum Standard werden. Die Integration von VR in hybride Arbeitswelten sei nur der nächste logische Schritt. Link: „Wir stehen gerade erst am Anfang. Künftig könnten Meetings in virtuellen Räumen stattfinden – mit Avataren, professionell gestalteten virtuellen Umgebungen und angepassten Hintergründen. Dafür braucht es aber nicht nur die Technologie, sondern auch neue Konzepte für Raumgestaltung und Arbeitsplatzdesign.“

Der Arbeitsplatz für VR-Anwendungen

Ein Beispiel für solch einen Arbeitsplatz präsentierte Interstuhl auf der Messe mit dem „Check“ – einem neu entwickelten Loungestuhl inklusive Tablar. Ursprünglich konzipiert für komfortable Rückzugsorte, entpuppte sich das Möbelstück als perfekter Arbeitsplatz für VR-Anwendungen.

„Die Sitzhaltung beim ,Check’ ist aufrechter als bei klassischen Lounge-Möbeln, man kann produktiv arbeiten – auch mit einer externen Tastatur, die man auf dem Tablar ablegen kann“, erläutert Link und spricht dabei aus Erfahrung – er selbst arbeitet täglich zwei bis drei Stunden mit der „Vision Pro“: „Ich spiegele meinen Mac auf das Headset, arbeite viel mit PowerPoint und nutze das Headset auch zum intensiven Lesen – gerade bei komplexen Texten wie Patenten ist das extrem hilfreich.

Die Schriftgröße lässt sich individuell anpassen, man ist völlig fokussiert. Es ist, als hätte man einen ganz privaten Leseraum.“

Natürlich sei die Technologie noch nicht perfekt – das Gewicht beispielsweise mache eine längere Nutzung anstrengend –, doch der produktive Mehrwert sei bereits jetzt deutlich spürbar. „Was noch fehlt, ist die Massentauglichkeit: geringeres Gewicht, ein attraktiverer Preis – aber das wird kommen.“

Aus der Messepräsentation auf der Orgatec habe man jedenfalls viele Erkenntnisse ge- winnen können. Die vielleicht grundlegendste: „Kaum jemand hat Berührungsängste. Auch beim VR-Brillentausch ist Hygiene sichergestellt, und dass Menschen bei der Nutzung über Unwohlsein klagen, haben wir praktisch nicht erlebt.“

Zudem biete VR enorme Vorteile in der Vermittlung komplexer Inhalte. Als Beispiel nennt Link eine Anwendung beim zu Interstuhl gehörenden Start-up Intensor, das auf die Erstellung digitaler Zwillinge von Gebäuden spezialisiert ist: „Früher mussten wir Kunden umständlich erklären, was wir machen – heute können sie es selbst erleben, in dem sie mit der VR-Brille durch ein Modell laufen. Die Wirkung ist unmittelbar, die Präsentation überzeugend.“ Doch bei aller Immersivität könnten 3D-Welten nicht den persönlichen Austausch ersetzen. „Trotz aller Digitalisierung bleibt das Miteinander wertvoll – gerade in kreativen Prozessen oder Teamleistungen“, findet Link. „Das Büro wird also nicht verschwinden, aber sich verändern: weniger Zellenbüros, mehr hybride Flächen. Und Führungskräfte müssen lernen, das Arbeitsumfeld als Führungsinstrument zu nutzen.“

Zentrale Frage noch offen

Eine zentrale Frage für die Arbeitsplatzgestaltung ist derzeit noch offen: Was passiert mit dem Bildschirm auf dem Schreibtisch? „Wenn künftig alle Inhalte über VR-Brillen individuell gespiegelt werden können, wird sich unsere Vorstellung vom Arbeitsplatz nochmals grundlegend ändern“, ist Helmut Link überzeugt. „Und das ist ja auch eine Lehre aus der Pandemie: Technologie hat das Potenzial, unsere Arbeitswelt stärker zu verändern, als wir es je gewohnt waren.“

Natürlich kommt man um das Buzzword „Metaverse“ derzeit nicht herum, wenn man sich mit VR beschäftigt. Das sei derzeit bei Interstuhl noch kein richtiges Thema – auch mangels eines tragfähigen Geschäftsmodells. Die technische Grundlage jedoch sei in seinem Unternehmen längst gelegt, sagt Helmut Link: „Wir verfügen über eine exzellente digitale Datenbasis und könnten jederzeit einsteigen. Professionelle Arbeitsplätze im Metaverse? Sind vielleicht einen Versuch wert – das wird die Branche künftig ganz sicher weiter beschäftigen.“

www.interstuhl.de

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